Was ist die richtige Mixtur?
Vermischung von beruflichen und privaten Belangen auf ganzer Ebene. Berufliches nach Feierabend (gibt’s den beim Work-Life-Blending überhaupt?) und Freizeitaktivitäten mit Kollegen – so ungefähr ist die Definition von Work-Life-Blending.
Sieht es im ersten Moment so aus, als wäre die Form des Arbeitens eher zu Lasten der Mitarbeiter, kann man schnell feststellen, dass es natürlich auch große Vorteile gibt. Klar, man ist ständig erreichbar und Homeoffice steht auf der Tagesordnung. Aber es ist beim Work-Life-Blending auch völlig in Ordnung, dass Privatangelegenheiten auch während der Arbeitszeit erledigt werden können.
Work-Life-Blending ist einfach überall
Und sind wir mal ganz ehrlich. Wer checkt denn nicht sowieso am Morgen (manche übrigens sogar am stillen Örtchen) und Abend seine Emails? Und haben nicht ein Großteil der Arbeitnehmer ihre To-Do-Liste dauerhaft im Kopf?
Auf alle Fälle ist die Wahl des Arbeitsortes sehr flexibel, wenn das von Gen Y favorisierte Arbeitsmodell Work-Life-Blending betrachtet wird. Keine Anwesenheitspflicht im Büro klingt doch erstmal ganz verlockend, oder?
Durch das Vertrauen, das den Mitarbeitern bei der Gestaltung der eigenen Arbeitszeit gegeben wird, entsteht Selbstbestimmung und Souveränität. Das führt dazu, dass die Mitarbeiter sich als Fachkraft ernster genommen fühlen und dadurch produktiver arbeiten.
Der Balanceakt beim Work-Life-Blending ist groß
Trotzdem ist es ein Balanceakt. Ein Balanceakt zwischen flexiblen Arbeitszeiten und gesicherten Ruhezeiten. Ruhezeiten, die absichern, dass der Mitarbeiter das Telefon ausschalten kann und seine Gedanken 100% ins Private übergehen können. Das ist die Sicherheit, dass das System des Work-Life-Blending funktioniert. Hierzu zählt aber auch, dass Mitarbeiter die Chance haben von Zeit zu Zeit für längere Zeit abzuschalten. Stichwort: Sabbatical.
Work-Life-Balance geht gegen den Trend
War die Work-Life-Balance nicht lange in aller Munde? Und jetzt soll sie einfach ausgedient haben? Sind wir mal ehrlich. Zeit im Büro abzusitzen muss nicht sein. Ist es nicht von Vorteil, früher zu gehen und dann einfach noch erreichbar zu sein?
Einfacher ist doch tatsächlich, alles freier zu gestalten und dadurch die Zeit optimal einteilen zu können.
Die Großen haben damit längst begonnen. So hat Microsoft bereits seit 1998 keine festen Arbeitszeiten mehr. Bei Netflix können die Mitarbeiter auf Vertrauensbasis Urlaub nehmen. Und bei Google verschmilzt Arbeit und Privat komplett.
Digitalisierung spielt eine entscheidende Rolle beim Work-Life-Blending
Natürlich ist es heute auch viel einfacher umzusetzen. So hat man immer von überall aus Zugriff. Ob in Spanien am Strand, in Österreich beim Wellnessen oder einfach aus dem Café um die Ecke. Ob am Handy, Tablet oder Laptop. Ob morgens um 6 Uhr oder abends um 21 Uhr. Ob am Mittwoch oder am Samstag. Die Digitalisierung macht (fast) alles möglich.
Eine Studie von YouGov zeigt, dass 20% der Arbeitnehmer mindestens einen Tag am Wochenende arbeiten. 50% beantworten geschäftliche Telefonate in ihrer Freizeit; jeder Achte sogar täglich.
Generation Z und die Work-Life-Seperation
Jetzt kommt die Generation Z ins Spiel. Diejenigen, die zwischen 1997 und 2012 geboren wurden, treten nun schon in die Berufswelt ein. Und sie haben eine komplett neue Denkweise. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern, der Generation Y legen sie sehr viel Wert auf ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse und die Selbstentfaltung hat große Priorität.
Sie halten von Work-Life-Blending relativ wenig und sind eher für eine ganz strikte Trennung von Berufs- und Privatleben. In diesem Sinne – neue Generation, neues Modell: die Work-Life-Separation (hierzu wird es einen eigenen Beitrag geben).
Riesen Herausforderungen für Arbeitgeber
Und wer muss jetzt alles organisieren? Die Arbeitgeber. Denn es existiert nun mal nicht nur eine Generation am Arbeitsmarkt. Und man muss es ja allen Recht machen. Oder man sollte es allen recht machen. Oder nicht? Wenn wir kurz zum Privaten schwenken, sollte man es nicht allen recht machen. Aber es geht hier nun mal um nicht ums Private, sondern um die Arbeit.
Also ist es eine Riesenherausforderung für die Arbeitgeber, für jeden das richtige Modell, oder nennen wir es den richtigen Ansatz, in petto zu haben.
Vorteile und Chancen Work-Life-Blending
- Familie und Beruf lässt sich besser vereinbaren
- Produktivitätsphasen können besser genutzt werden
- Kein Absitzen von Arbeitszeit im Büro
- Keine Opferung von Urlaubstagen für private Angelegenheiten wie beispielsweise Arztbesuche
- Motivation der Arbeitnehmer durch Selbstbestimmung
Nachteile und Risiken von Work-Life-Blending
- Arbeitszeit kann zu Lasten des Arbeitnehmers ausgeweitet werden
- Selbstausbeutung
- Gesundheitsrisiken wenn die Ruhezeiten nicht eingehalten werden
- Keine Grenze zwischen Kollegen und Freunden
- Jobverlust kann zur Lebenskrise führen, da zu viel Privates daran hängt
Wer gerne noch zwei weitere Meinungen zum Modell Work-Life-Blending lesen möchte, der ist sehr gut beim Interview mit Aileen Kreibich ist Head of Recruitment Consulting bei ARTS und Daniel Nehring ist Gründer und Inhaber von SPRISE aufgehoben.
https://arts.eu/de/insights/artikel/work-life-blending-erfolgsgeschichte-oder-wunschtraum/
Und ein Beispiel aus der Realität gibt es obendrauf. Wie läuft es denn bei Familie Hacker mit dem Work-Life-Blending?
Ja – hier werden Emails relativ zeitnah zu allen möglichen Tages- und Nachtzeiten gelesen. Ja – hier wird auch im Urlaub öfter mal gearbeitet. Und ja – der kleine Moritz weiß genau wie die Büroräume von TOPF&DECKEL aussehen.
Aber, dafür kann der Papa auch mal am Nachmittag mit dem Kleinen spielen, das Homeoffice ermöglicht Besuche bei der Oma nicht nur am Wochenende und private Termine können flexibel wahrgenommen werden.